Das Auge in Aufregung versetzen:
Elisabeth Plank und Moritz Mizrahi

Die Malereien von Elisabeth Plank und Moritz Mizrahi mögen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, abgesehen von ihrer abstrakten Bildsprache. So erscheinen die neonfarbenen Kompositionen Planks wie ein Kontrapunkt zu Mizrahis vorwiegend in Grautönen gehaltenen Wandmalereien, Stickereien und Leinwänden. Doch bei näherer Betrachtung lässt sich eine augenfällige Parallele ziehen: Es scheinen die Elemente in ihren Bildern in äußerste Dynamik versetzt. Während bei Mizrahi geometrische Figuren über die Bildfläche mäandern, driften die Formen in Planks Malereien als quirlige Farbströme über die Oberfläche. Die Arbeiten der beiden Künstler schließen kunsthistorisch an die Klassiker der Op Art sowie des Minimalismus an und eröffnen verwirrende Raumsituationen.

Moritz Mizrahi, der rege als Street Artist tätig ist, arbeitet vor allem im Außenraum. Sein Medium, so sagt er, ist die Wand. Das große In-Situ-Gemälde im letzten Raum der Galerie, ein schwebendes Konglomerat von Kuben, spielt mit räumlichen Umspringeffekten. Es wird flankiert von einer Skulptur, einem Feld aus diagonal angeordneten kleinen Kuben, die das Publikum beliebig umstellen kann – es erinnert ein wenig an ein Brettspiel. Zudem lassen die kleinen, edel versiegelten Objekte in ihrer feinen Handlichkeit an Setzkastenfiguren oder japanische Netsuke denken, die auch dazu gedacht sind, in der Hand gewogen und betrachtet zu werden. Mizrahi experimentiert darüber hinaus mit anderen Medien wie etwa Textilien, auf denen sich seine geometrischen Figuren ebenso niederlassen wie auf eine zufällig aufgefundene Ikone. Eine weitere Schiene verfolgt er mit seinen kalligrafisch orientierten Gemälden. Wirken die Arbeiten auf den ersten Blick wie Schriftbilder, so zeigt sich bald, dass ihre Formen keinerlei sprachlichen Inhalt transportieren, sondern Ornamente sind, die sich zu vibrierenden Bildern formieren.

An dieser Stelle kann eine Parallele zu Elisabeth Planks Gemälden beobachtet werden: Auch in manchen ihrer Kompositionen zeigt sich ein solches Vibrieren – kleine Elemente, die in einen Strudel geraten. In einigen Werken ihrer Serie „Shapes“, die sie seit 2016 konsequent weiterentwickelt, ballen sich amöbenartige Wesen zu Schwärmen zusammen; sie erinnern ein wenig an die organischen Formen eines Hans Arp, freilich vervielfältigt. In ihrer besonderen Farbigkeit und Textur, die durch den feinen, lasierenden Farbauftrag entsteht, heben sie sich stark vom flächigen, schwarzen Hintergrund ab. Erzeugt Plank in diesen Kompositionen die Dynamik vor allem durch die Rotation der Elemente, so tut sie es im nächsten Schritt durch die kontrastreiche Farbigkeit, für die sie Neongelb, -orange, -rosa und -blau mit dem Airbrush aufträgt. Diese bringt die Kompositionen regelrecht zum Flirren, versetzt das Auge auch physisch in Aufregung, immer unterstützt durch den Schwung, das Oszillieren der Linien: „Ich formuliere aus dem Zentrum heraus“, so die Künstlerin. Dabei weiß sie ihre Mittel wohldosiert und gezielt einzusetzen: Erst in Kombination mit gedeckteren Farben entfalten die Leucht-Töne ihre dynamische Wirkung. Das Spiel mit Hintergrund und Räumlichkeit, Volumen und Flächigkeit beherrscht die Künstlerin dabei virtuos.

So zeigen beide Positionen auf, mit welchen malerischen Mitteln Dynamik erzeugt – und wie sie wieder ein Stückweit gebrochen werden kann.

Nina Schedlmayer

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